Unter dem Radar – Hightech zur Sturzprävention

Unter dem Radar – Hightech zur Sturzprävention

Mobilitäts- und Kognitionseinschränkungen oder ein unachtsamer Moment – es gibt viele Gründe, die zu einem Sturz im Krankenhaus führen können und nicht immer gelingt es diese zu vermeiden. Auch unsere Projektstation, als unfallchirurgische Normalstation mit alterstraumatologischem Schwerpunkt, ist da keine Ausnahme. Zu dem Aufgabengebiet der Pflegefachpersonen gehört unter anderem das Erkennen, Abschätzen und präventive Handeln von potentiellen Gefahrensituationen mithilfe ihrer pflegerischen Expertise.

Dabei soll der innovative Lösungsansatz von QUMEA, ein 2019 in der Schweiz gegründetes Healthtech-Startup, unterstützen. Damit hat das PPZ Hannover einen weiteren Schritt unternommen, die Station technologisch aktiv bei der Sturzprävention zu unterstützen. QUMEA ist ein hochpräzises, dreidimensionales Radarsystem, welches 100 Millionen Bildpunkte pro Sekunde erfasst und die genaue Position der Punkte im Raum ermittelt.

Optisch unauffällig an der Decke montiert – einem Rauchmelder ähnelnd – registriert es kontinuierlich in Echtzeit die feinsten Bewegungen überall im Raum und überträgt sie an die QUMEA Cloud. Dort werden die Daten, die keine personenbezogenen Informationen über Patient*innen enthalten, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) verarbeitet, um kritische Situationen ohne Verzögerung zu erkennen. Anschließend erfolgt über die QUMEA Mobile App eine entsprechende Alarmierung auf den Smartphones der Pflegefachpersonen vor Ort.

Je nach eingeschätzter Situation lassen sich verschiedene Sensibilitätsstufen pro Patient*in und Raum definieren. Dabei stehen insgesamt drei Stufen zur Verfügung. Abhängig von dem körperlichen Zustand der Patient*innen und deren Mobilisation, kann zwischen Unruhe, Aufsitzen und Aufstehen bei der Einstellung der Sensibilität für die Alarmierung gewählt werden. Sobald der Alarm auf den Smartphones der Pflegefachpersonen eingeht, erfolgt eine zeitnahe Begutachtung der Situation im Patient*innenzimmer sowie eine entsprechende Interventionsmaßnahme. Anschließend wird der Alarm in der QUMEA App quittiert. Sollte die Alarmierung einmal unbemerkt bleiben, wird in regelmäßigen Abständen ein Erinnerungsalarm ausgegeben.

Zusätzlich zu den Smartphones wurde im Dienstzimmer der Station ein Tablet installiert, welches über ein Dashboard die gesamte Station optisch darstellt und ebenfalls über die Situation im Patient*innenzimmer informiert. Sollte es durch ungünstige Gegebenheiten in einem der Zimmer doch einmal zu einer Fehlalarmierung kommen, so lässt sich diese in der App als Fehlalarm markieren. Diese Funktion ermöglicht eine Auswertung der Situation durch den Herstellenden, sowie Hilfestellungen und Verbesserungen des weiteren Produkteinsatzes.

Eine ergänzende, ebenfalls hilfreiche Funktion ist das Aktivitätsprotokoll. Dieses gibt in Form einer Aktivitätskurve Einblick in die Patient*innenaktivität. Die Erkenntnisse aus diesen Daten lassen sich zusätzlich zur Dekubitusprophylaxe oder Beurteilung der Schlafqualität nutzen.

Nach zwei Monaten der Erprobung auf der Projektstation ist die Zufriedenheit der Pflegefachpersonen mit Qumea hoch. Es konnten bereits einige gefahrvolle Aufstehversuche erkannt und mögliche Stürze vermieden werden. Es sind jedoch noch einige Frage offen, mit denen wir uns in Zukunft beschäftigen werden:

  • Wie gut können Pflegefachpersonen im laufenden Betrieb auf die Smartphone-Alarmierung reagieren?
  • Wie entscheiden Pflegefachpersonen, welche Patientinnen ein Sturzmonitoring erhalten und nach welchen Kriterien entscheidet sich die Sensibilität der App?
  • Wird QUMEA mit weiteren Technologien und Techniken der Sturzprävention genutzt oder reicht die Technologie als alleiniges Mittel aus?
© QUMEA
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